Kein Problem - Graue Haare, wildes Herz

Es war einmal ein Königreich, in dem das Alter gefürchtet wurde wie ein böser Drache. Sobald ein Mensch graue Haare bekam, wurde er vom Hof entlassen, aus den Städten geworfen und in das sogenannte „Stilltal“ geschickt – ein Ort, wo man nur noch leise sprach, langsam ging und auf das Ende wartete.

Doch in einem kleinen Haus, am Rande des Waldes, lebte ein alter Mann namens Pedro, der sich diesen Regeln nie beugte. Er trug sein Alter wie eine Rüstung – mit Falten wie Kampfnarben, grauen Haaren wie ein Sturm, der überstanden war, und einem Blick, in dem ein helles Feuer loderte.

Jeden Morgen trat Pedro vor seinen Spiegel, sah dem alten Mann darin direkt in die Augen und sprach:
„Du bist noch nicht fertig. Nicht mal annähernd.“

Die Dorfbewohner hielten ihn für seltsam. Er fuhr mit seinem alten Motorrad durch die Berge, kletterte auf Bäume, um junge Krähen zu retten, und nachts schrieb er in sein Notizbuch Träume, die noch offen waren. Reisen ans Meer. Lieder, die er noch singen wollte. Geschichten, die noch erzählt werden mussten.

Eines Tages kam ein Bote des Königs.
„Pedro! Deine Zeit ist um. Du musst ins Stilltal.“
Doch Pedro lachte nur. „Ich? Ich hab doch gerade erst Pläne gemacht.“

Er packte seinen Rucksack, warf das Notizbuch hinein, zog seine alte Lederjacke an und machte sich auf den Weg – aber nicht ins Stilltal, sondern hinaus in die Welt.

Auf seinem Weg traf er viele andere: junge Leute, die Angst vor dem Alter hatten, und alte, die vergessen hatten, dass das Leben noch da war. Pedro lehrte sie das Tanzen bei Sonnenaufgang, das Geschichtenerzählen bei Lagerfeuern, und dass der Spiegel zwar Falten zeigt, aber niemals das Feuer im Herzen.

Man sprach von einem Alten mit Rockstimme, der durch die Länder zog, mit Rücken, der manchmal knirschte, aber mit Füßen, die nie stillstanden. Der keine Angst hatte vor dem Ende, nur davor, nicht genug gelebt zu haben.

Und bis heute, so erzählt man sich, sieht man manchmal einen grauen Schopf am Horizont, hört ein Lachen,,und spürt, wie in einem selbst etwas aufflammt – ein kleiner Funke, ein alter Rhythmus, ein Feuer im Blick.

Und wenn er nicht gerade auf einem Berggipfel tanzt, träumt er wohl schon vom nächsten Abenteuer.


 Zu diesem Märchen findest Du den passenden Song auf dem Album Edelstein von Kahl P , das auf allen bekannten Plattformen verfügbar ist - hier der Link zu YouTube

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