Besser als nix

Es war einmal ein junger Kesselflicker namens Jori, der in einem kleinen Dorf am Rande des Grauen Waldes lebte. Jori war weder besonders stark noch besonders klug, aber er hatte einen unerschütterlichen Willen – und einen alten, rostigen Moped-Motor, den er immer wieder reparierte, obwohl alle sagten, er sei längst Schrott.

Eines Morgens wachte Jori auf – der Wecker lärmte, der Himmel war grau, und der Kaffee, den er sich am Abend zuvor vorbereitet hatte, war kalt. Noch bevor er richtig wach war, kippte er den Kaffeebecher um und trat sich am Bettpfosten den kleinen Zeh blau.

„Ein herrlicher Tag“, murmelte er ironisch. Doch dann sah er sich im Spiegel an und sagte laut:
„Perfekt ist doch eh nur ein blödes Wort. Ich mach das Beste draus.“

Und so stapfte Jori los. Er wollte ins Königreich der Möglichkeiten – ein Ort, von dem alle träumten, den aber kaum jemand erreichte. Viele hatten es versucht, aber die meisten kehrten resigniert zurück, weil der Weg zu schwer, der Lohn zu klein oder die Wolken zu dunkel waren.

Jori aber hatte einen Plan. Keinen großen. Keinen glänzenden. Nur: „Fang mit 50 an. 50 ist besser als nix.“

Er sammelte auf dem Weg alles, was ihm nützlich erschien: alte Ideen, verrostete Chancen, halbverwelkte Träume anderer. Er baute sich daraus eine klapprige Karre mit einem Segel aus Mut und einem Lenkrad aus Trotz. Die Leute lachten.

„Willst du mit diesem Ding ins Königreich? Das ist doch nur ein Haufen Schrott!“

Jori grinste:
„Mag sein. Aber es fährt.“

Die Reise war holprig. Der Wind blies ihm Zweifel ins Gesicht, Regen aus Spott und Hohn prasselte auf ihn herab. Doch jedes Mal, wenn sein Motor zu stottern begann, brüllte er in den Sturm:
„Ein bisschen Pech ist besser als mehr! Und halbvoll ist immer noch genug, um weiterzufahren!“

Er begegnete vielen anderen auf dem Weg – manche saßen am Straßenrand und warteten auf den „perfekten Moment“, andere rechneten und planten, ohne je loszugehen. Jori winkte ihnen zu:
„Keine Sekunde zu verlieren – wer losgeht, kommt irgendwann an!“

Nach vielen Tagen kam er tatsächlich an den Rand des Königreichs der Möglichkeiten. Kein Palast wartete dort, kein goldener Empfang. Nur ein Schild, auf dem stand:

„Wer’s versucht, ist schon weiter als der, der träumt.“

Jori stellte seine Karre ab, schaute zurück auf den Weg, den er gekommen war – voller Pannen, voller Nebel, voller kleiner Siege – und lachte.

Er hatte es nicht perfekt gemacht. Aber er hatte es gemacht.

Und das war mehr als nix.

 

Zu diesem Märchen findest Du den passenden Song auf dem Album Edelstein von Kahl P , das auf allen bekannten Plattformen verfügbar ist - hier der Link zu YouTube

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